Wir haben uns im Rahmen der vielen Betriebsschließungen mit den Nachfolgeproblemen, der Müdigkeit über die enormen logistischen Aufwände und dem geringen Ertrag im Verhältnis zur Arbeit intensiv befasst. Es stimmt, viele hören auf. Aber jene, die die Betriebe übernehmen – die Winzergeneration zwischen 18 und unter 30 Jahren – bieten eine erstaunlich andere Einstellung zu einer guten Zukunft und beweisen das auch. Wir lernten hunderte engagierte, gut ausgebildete Winzer*innen in ganz Österreich kennen. Jene, die den Weinbau mit Begeisterung übernehmen und Väter haben, die den Jungen die Verantwortung überlassen und sich nur als helfende Betriebsstütze sehen, setzen Kräfte und ein völlig verändertes Denken und Handeln frei. Bio ist nicht einmal ein Gespräch wert, denn es wird mit den Regeln der Natur gelebt. Das Ziel nach Größe ist keines, im Gegenteil: die Reduktion auf 7 bis unter 10 Hektar ist das Ziel fast aller, aber die extreme und kompromisslose Qualitätsarbeit ist der Mittelpunkt. Diese Gruppe weiß, dass der Supermarkt kein Vertriebsweg ist, sondern über die Qualität die Kunden zu gewinnen sind. Sicher zäh, aber sie sind fast alle mit Engagement unterwegs. Dass es eine Welt ohne Smartphone gegeben hat, ist für diese unvorstellbar. Aber sie verstehen den Umgang und Nutzen der Kommunikation für ihre Ziele.
Zwei Beispiele stellvertretend für diese Generation:
Tommy Gangl aus Illmitz: um die 20 Jahre. Seinen Vater gab ihn noch als Schüler von der HLBA Klosterneuburg freie Hand. Das Ergebnis: außergewöhnliche Weine von höchster Güte, bestätigt durch eine Fachauskost der besten Weinfachleute Österreichs – wie Direktor HR Dr. Reinhard Eder, DI Harald Scheibelhofer, Prof Dr. Walter Kutscher und weiteren Experten. Sein Grüner Veltliner Reserve 2021 erhielt Platz 1. In einem Umfeld von absoluter Güte. Illmitz und Grüner Veltliner: an sich ein Widerspruch, aber was mit Akribie und Wissen möglich ist, erstaunt und zeigt, wohin die Wege der Jungen führen. Ein Kosten sagt alles und seine hochwertigen Weine setzen sich auch mit geordneten Preisen durch.
Karl Wölfinger aus Perchtoldsdorf: um die 20, Absolvent von Krems, der bereits Auslanderfahrungen sammelte, geht mit großem Aufwand an Zeit analytische Wege, um das Besondere aus den Weinen und aus der Natur ins Glas zu bringen. Auch eine Auseinandersetzung mit der Regionalen Uraltsorte „Königsast“ (Feteasca Regala), dem Wein der Könige des alten Europas zeigt, dass diese Randsorte nicht zu Unrecht zu den besten der Welt gehörte. Karl Wölfinger sucht dabei, was in der puren Natur steckt, um Wein zu einem Traum werden zu lassen. Durchdachte aufwendige Wege: ein Holzfass hat enorme Stärken – hinsichtlich Micro Oxydation. Ein Stahltank hat enorme Vorteile hinsichtlich dem Erhalte der Frucht des Säurespiels. Dazu der Clayver – ein 400 Liter Tonfass – die ideale Amphore allerdings ohne den Problemen an Hygiene. Diese 3 Verfahren wurden einzeln ausgebaut und dann wieder vereint. Das Ergebnis: ein Hauch vom Feinsten der Natur.