Die Firma Wottle und ihre Insolvenz
Schade um die letzte große österreichische Weintechnologiefirma, die im Bereich Traubenübernahme, Presshäuser und Keller mit enormem Know-how über den gesamten Weinbereich verfügte und mit den Giganten der Weintechnologie absolut mithalten konnte. Als Begriff dominiert die Wottle-Weinpresse – auch ein ungewöhnliches Produkt von hoher Qualität. Es war über Jahrzehnte erstaunlich, dass ein Zwerg aus Poysdorf in Konkurrenz zu den Großen der Welt absolut mithalten konnte und dabei noch absolute Spitzenprodukte entwickelte. Hinzu kommt ein flottes Service der jederzeit greifbaren Firma. Es ist zu hoffen, dass Wottle die Insolvenz gut meistern kann und wieder auf die Beine kommt. Gerade für die vielfältigen Ansprüche unseres Weinlandes wäre es gut, einen spezifischen Technologieträger zu erhalten.
Schwierigkeiten bei der RWA
Hochkomplex: Die BAYWA wurde zu einem extrem schnell gewachsenen Konzern mit Geschäftsfeldern, die nichts mit den Grundgedanken von Raiffeisen zu tun hatten. Das billige Geld führte das bayerische Management zur irrigen Annahme, dass sie einen Weltkonzern im Bereich alternativer Energien aufbauen könnten. Über 100 in der Welt verstreute Tochterfirmen entstanden, die oftmals mit gewaltigen Verlusten agierten. Aus diesem Denken des Managements der „globalen Player“ kam es zu einer Verschränkung mit wechselweisen Anteilen bei der RWA Österreich. Die RWA Österreich steht – bis auf Parga – auf guten Beinen, aber der alte Spruch „Mitgefangen, mitgehangen“ hat hier seine Berechtigung. Der Standard vom 14. Dezember bringt es auf den Punkt: Link zum Artikel.
Was in dieser Diskussion untergeht: Die RWA Österreich entwickelt sich zu einem fast unverzichtbaren Partner der Landwirtschaft und des Weinbaus. Mit den Weinbauzentren entstanden umfassende Strukturen – vom Labor über die Entstehung des Weines bis hin zu allen Anforderungen, die ein zeitgemäßer Weinbau hat und benötigt. Es entstand eine weit über den Verkauf von Geräten hinausgehende Struktur – egal, ob es um die Lese, den Most, den Jungwein oder die Kelterung geht. Auch bei Weinproblemen konnte die RWA mit ihren Önologen und Laboren Lösungen bieten.
Gerade dieser Bereich verlockt zu Einsparungen, denn die Labore und beratenden Önologen gehörten zu einem nicht kostendeckenden Service. Es ist zu hoffen, dass die RWA Österreich diese Struktur erhalten kann. Die Entlassungen bei der RWA-Tochter im Bereich Maschinen- und Gebrauchtmaschinenvermarktung sind bedauerlich, aber der Zeit geschuldet.
Trotz allem bleibt eine Frage: War der Neubau in Korneuburg wirklich nötig?
Ganzheitlich unabhängig von Wottle oder der RWA
Die Zulieferindustrie und der Handel in der Landwirtschaft – insbesondere im Weinbau – sind im Umbruch. Vor 20 Jahren gab es 15.000 bis 18.000 Winzerbetriebe, also Käufer. Zurzeit haben wir ca. 4.000 Betriebe, und laut Umfragen werden es weiter weniger. Der Käufermarkt schrumpfte extrem und schnell. Es reduzierte sich auf nur einen Wettbewerbsdruck: Wer drängt den anderen aus dem Markt? Das haben unsere Firmen offensichtlich nicht gesehen oder erkannt und setzten deshalb auf weitere Expansion.
Eine Umfrage von uns mit der Zusicherung höchster Vertraulichkeit zeigt ein schwieriges Bild: mit enormen Umsatzrückgängen, größten Personalproblemen, einem extremen Verlust der Zahlungsmoral und dem Wunsch vieler mittlerer Betriebe, den Markt zu verlassen. Die Realität ist: Ohne die Partner des Handels und der Fachfirmen sind weder Landwirtschaft noch Weinbaubetriebe machbar.