Es müssen zwei Welten sein: die eine, die sich schön nach dem Motto „Alles ist gut“ präsentiert und die andere, mit laufenden Insolvenzen, Betriebsschließungen und in der Weinbaubetriebe wie die Fliegen sterben. Mit Weinpreisen wie einem Grünen Veltliner um 1,20 Euro, der sogar im TV beworben wird. Das ist nicht erklärbar, aber es ist die Realität des Alltags. Für die Situation, die wir heute haben, wurden weit über 1,5 Milliarden Euro seit der Gründung der ÖWM ausgegeben. Die Wirkung dieser Maßnahmen ist bis auf eine schöne Seite im Internet nicht erkennbar. Im Gegenteil: Wir liegen im Vergleich, z. B. mit dem Friaul, im Durchschnitt um 2 Euro pro Flasche schlechter.
Aber auch von der Weinbaupolitik werden schöne Bilder nach außen kommuniziert: „Es ist alles gut.“ Wobei die Situation von heute durchaus als selbstgemachtes Elend zu bezeichnen ist. Gute Ideen, wie das UR-DAC-System mit je einer Leitsorte pro Region, wurden verwässert bis zu völlig unverständlichen Ansprüchen. Nicht nur in der Wachau, Steiermark oder Thermenregion versteht die Inhalte kaum ein Konsument. Nach vielen Werbemillionen versteht der Konsument unter dem Begriff DAC nur noch, dass es irgendwie ein besserer Wein sein sollte. Das Ziel der höheren Wertschöpfung für die Produzenten ist ebenso kaum mehr erkennbar. Bis auf die Ausnahme des DAC Weinviertels, das sich nach den Basisregeln orientiert, steht der Begriff nahe dem „A“, das einst ein Gütebegriff war. Sicher, es ist gut, dass es diesen Begriff mit seinen Ansprüchen gibt, aber was dieses System hätte erreichen können, ist nicht mehr ersichtlich.
Nach vielen Werbemillionen versteht der Konsument unter dem Begriff DAC nur noch, dass es irgendwie ein besserer Wein sein sollte.
Die Mutlosigkeit der ÖWM und der Weinbaupolitik, die Karten auf den Tisch zu legen, die Realität anzuerkennen und dagegen Maßnahmen zu setzen, fehlt gänzlich. Hauptsache ist: wir können so wie bisher weiterwursteln. Hauptsache, wir sind gefällig und nett – wie es draußen zugeht, blenden wir aus.
Es ist die einzige Chance, wie unser kleinstrukturiertes Weinland in seiner bisherigen Form überleben kann.
Es wäre aber so einfach zu verändern. Österreich ist das Top-Weinland im Verhältnis zur Größe bei den internationalen Bewertungen. Den Mut zu haben, die Erkenntnisse der HLBA und der Weinbauschulen zu verwenden, was ein Wein von Qualität kosten muss und WARUM. Den Konsumenten zu lernen, welchen besonderen Wert er mit einer Flasche österreichischen Wein erwirbt. Klar, es würde einen großen Aufschrei der Massen-Supermarkt-Weinerzeuger bewirken. Aber auch diese würden sich im Laufe der Zeit umstellen oder den Markt verlassen. Es ist die einzige Chance, wie unser kleinstrukturiertes Weinland in seiner bisherigen Form überleben kann.
Es gibt aber unabhängig davon Zeichen, dass erstaunlich viele Junge den Weg gehen: Weniger ist mehr, und mit hochqualitativer Arbeit bieten sie Edles, das die Konsumenten auch zu gerechten Preisen annehmen. Diesen Weg sollte die ÖWM und die Politik zumindest einmal analysieren, nachdenken und das bisherige infrage stellen. (Das Modell von Unterrainer in Klagenfurt, wo Qualität, Rares und Besonderes die Aussage sind und der Preis kein Thema ist, zeigte im Konzerthaus, das überrannt wurde, dass der Konsument diese Weine sucht und in erstaunlichem Maß kauft.)