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Du betrachtest gerade Winzersterben

Ist das Winzersterben wirklich nur ein Strukturproblem?

Selbst im Fachorgan der Kammer ist das Winzersterben ein breites, schmerzliches Thema – aber ist es wirklich nur ein Strukturproblem? 

Aus der Sicht der heutigen Realität ist es ein Versagen der offiziellen Weinbaugremien. Denn man hat im „Klein-Klein“ der Bundesländer dem Werteverfall einfach zugesehen, der im Elend unserer Strukturen liegt. Die Kammer und Politfürstentümer Niederösterreich, Burgenland und Steiermark gehen noch immer eigene Wege. Keiner aber hat bisher den Mut gehabt, die offiziellen – sogar im Netz nachlesbaren! – Kosten einer Weinproduktion in Österreich der Öffentlichkeit darzulegen.

Unser Weinbau ist im Bereich Umwelt und Ökologie weltweit führend; wir sind das Land mit den höchsten Produktionskosten Europas, mit einem Verwaltungsaufwand, der bei Kollegen in Italien, Frankreich und sogar in Deutschland nur Kopfschütteln bewirkt. Hinzu kommt, dass wir in Qualität und Können, durch eines der besten Ausbildungssysteme weltweit, über den Durchschnitt liegen.

Diese Zeilen sind unwiderlegbare Fakten! 

Dem Konsumenten ist das alles weitgehend unbekannt, da die Öffentlichkeitsarbeit – auch die ÖWM – gefällig sein muss und niemandem weh tun soll. 

Das wirft einige Fragen auf:

Weiß der Konsument über Spinning Columns bescheid? Weiß der Konsument über unsere (teilweise überzogenen) Regeln im Bereich des Pflanzenschutzes bescheid? 

Weiß der Konsument, dass z.B. in Italien der Hektarertrag auf 40.000kg begrenzt wurde? 

Wohingegen WIR im Qualitätsweinbau eine Regel haben, die 10.000kg pro Hektar erlaubt, der Ertrag aber in der Praxis bei gerade einmal 4.000 bis 5.000kg liegt?

Hat schon einmal jemand Frankreich und seine Regulative mit Österreich verglichen?

Kein Mensch hatte bisher den Mut, den Wert und Aufwand unserer Weine als das darzustellen, was sie tatsächlich sind! Der Konsument weiß also gar nicht, welch wertvolles Produkt er mit einer Flasche österreichischen Weines in Händen hält! Er vergleicht die Weine von Spanien, Italien, Frankreich, insbesondere der neuen Weinwelt mit unseren Weinen – und deshalb können wir beim Preis nur verlieren.

So stehen wir also – mit den höchsten Produktionskosten Europas – hilflos dem weltweiten Preisgefüge gegenüber. Wir würden im Bereich individueller Winzerspezialitäten im Schnitt sechs Euro netto benötigen. Eine Vision, die mit Steuern und Spannen (sogar in einfachen Lagen!) im Minimum 11 Euro für den Endverbraucher kosten müsste.   

Diese Realität ist nicht machbar, weil der Konsument ahnungslos ist, welchen Wert er mit einer Flasche österreichischen Weines erwirbt. So ist ein kostendeckender Weinbau kaum möglich, quasi einem Hobby gleichzusetzen. Dass die Winzer nach und nach aufgeben ist nicht verwunderlich! 

Wozu haben wir eine gewaltige Verwaltung? Gremien, die bis in kleinste Detail regulieren – wenn keiner davon bisher den Mut hatte, die Realität im Vergleich darzustellen? Selbst unser konventioneller Weinbau wäre für viele Länder schon ein extremer Bioweinbau.          

In Frankreich gibt es bei 800.000 Hektar Fläche sechs Kellereiinspektoren – in Österreich mit 45.000 Hektar 15, miteinbezogen die Blattinspektoren. Unsere Kontrollsysteme sind nicht schlecht – sie zwingen zu Höchstleistungen, die aber eben auch bezahlt werden müssen – oder besser: die bezahlt werden MÜSSTEN. 

Üblich ist das ist so und da kann man nichts machen – aber in Neuseeland mit seinen ca. 35.000 Hektar Fläche ist der Weinbau insgesamt sogar noch kleiner strukturiert als bei uns. Mit drei Hektar Weingarten lebt es sich gut, der Weinbau expandiert – auch der ökologische Anspruch ist teilweise noch größer als bei uns – und es funktioniert trotzdem. 

In Neuseeland also wächst der kleinstruktierte Weinbau – während er bei uns langsam stirbt…

In Neuseeland wächst der kleinstruktierte Weinbau  – bei uns stirbt er. 

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