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Du betrachtest gerade Tiefe Traurigkeit – eine Reise nach Neckenmarkt, Horitschon, Deutschkreuz

Diese Region ist in Wirklichkeit eine der weltbesten Rotweingebiete der Welt – ich bin mir bewusst, dass diese Ansage kontrovers zur Realität ist. Es ist aber kein Hirngespinst, denn die Beweise liegen in vielen Kellern offen, wie es auch die internationalen Bewertungen zeigen.

Zurzeit kann man von keiner Rotweinkrise sprechen, sondern der Ausdruck „Katastrophe“ trifft die Situation wesentlich besser. Große Zweigelt, Cabernet, Shiraz bis zu Blaufränkisch liegen trotz weit unter den Herstellungskosten unverkäuflich in den Lagern. Die Kaufangebote liegen unter den Traubenpreisen des Weinviertels von 50 bis 60 Cent. Unfassbar, aber die Realität für Viele. Diese einzigartige Region hat Pionierarbeit für österreichische Rotweine geleistet.

Zu dem gesamten Drama – es ist immer der gleiche Fehler: Wein-„Fach“-Journalisten erfinden NEUES und bauen Themen auf. Zur Erinnerung: „Der Weißwein in der Krise, Österreich muss zumindest 25 % der Weinbaufläche mit Rotwein besetzen, sonst hat der österreichische Weinbau keine Chance“ – das war damals die mediale Sicht, auf die sofort seitens der Weinbaupolitik als die absolute Richtung reagiert wurde. Es wurde auf Teufel komm raus gesetzt, weil es von den Fachleuten der Kammer ausschließlich als der Weg in die Zukunft erkannt und empfohlen wurde. Das war der erste Schritt zur Masse, wo der Vorteil dieser Region hinsichtlich guter Basisbedingungen und des Könnens der Winzer außergewöhnliche Weine ergab und die Region sich im Moment wirtschaftlich enorm verbesserte.

„Eine wunderbare Region mit engagierten Winzern, die Enormes bewegten, badet nun eine Fehlentwicklung der „Oberen“ aus, denen der Mut fehlte, ein Stück gegen den Strom zu schwimmen.“

Dann erkannten die „Experten und Journalisten“, dass nur internationale Sorten wie Cabernet und Shiraz mit Megaholznoten die große Zukunft sind. Schwere, von Holz bestimmte Weine mit internationalen Sorten galten als Muss. Ob der Konsument das annimmt und bezahlt, darüber wurden keine Gedanken verschwendet. Hinweise, dass der an sich schwierige Rotburger als österreichisches Original mehr Chancen hätte als die Cabernet-Kopien, führten damals zu Zuschriften und Reaktionen, die den Autor, der sowieso noch dazu einen Blauen Portugieser „Hieb“ hat, mit Ausdrücken diffamierten, unter denen „Narr“ noch eine gütige Bezeichnung war. Es wurden Fehler um Fehler gemacht – der Begriff „Mittelburgenland“ als Ersatz für den Begriff „Blaufränkischland“ kann nur unter der Rubrik „Verwunderliches“ erfasst werden.

Die Perspektiven für Rotweine im Allgemeinen und insbesondere dieser Region sind trist. Der Markt ist mit den „internationalen“ Sorten mit oder ohne Holz überschwemmt. Sogar in Bordeaux wird gerodet – z. B. ein Château Haut Peyrat 2023 um 11,30 Euro zeigt die Richtung im Preis abwärts. Das Problem: Mit Mag. Michael Thurner als ÖWM-Chef begann die „Internationalisierung“, die Mag. Klinger später weiter in die Welt hinausposaunte. Diese Aktionen zeigten, dass wir in der Weltspitze der „großen Sorten“ mit den Besten der Welt mithalten können oder sogar besser sind (an sich richtig – ein Qualitätsbeweis). Nur: Es sind Kopien, ohne großen Namen im Hintergrund – eben Kopien, der günstige Abklatsch von Meisterwerken. Hätte man aber mit voller Kraft auf unsere Weintypizitäten gesetzt, deren Qualität und das Besondere in das Konsumentenbewusstsein etabliert, hätten wir eine Nische – ohne den internationalen Preis- und Massendruck.

Für Betriebe, die nur auf Rotwein setzten, wird es nicht einfach. Schwierige Zeiten stehen bevor, die Rotweinpreise verfallen, die Zölle des Herrn Trump werden insbesondere Frankreich zum Ausweichen auf Europamärkte zwingen und weiteren Preisdruck ausüben. Eine wunderbare Region mit engagierten Winzern, die Enormes bewegten, badet nun eine Fehlentwicklung der „Oberen“ aus, denen der Mut fehlte, ein Stück gegen den Strom zu schwimmen.